Märchen

Der Wolf hat zu allen Zeiten in allen Kulturen die Fantasie der Menschen angeregt und beflügelt. Immer neue Geschichten entstanden und viele sind zu unvergänglichen Mythen geworden, die heutzutage nicht mehr aus der Historie wegzudenken sind.

Der Wolf galt seit jeher als Inbegriff des Bösen. Er war auch wirklich gefährlich, aber nur für die Haustiere, nicht für die Menschen selber. Man bezeichnete ihn als Räuber und Mörder. Die Europäer begriffen den Wolf als natürlichen Feind und machten ihn zum Monster. Man erfand sogar die Legende vom Wehrwolf, der mit dem Teufel im Bunde steckte. Der Wolf wurde zum Symbol des Bösen. Der Kirche kam dieses Bild vom lebendigen Teufel gerade recht. Das alles trug dazu bei um die Angst der Menschen vor Wölfen unsagbar zu verstärken. Der Wolf wurde nun gnadenlos verfolgt und gejagt. Fangfallen wurden aufgestellt, er wurden erschossen, vergiftet und in vielen Erdteilen nahezu ausgerottet. Ob die Wölfe tatsächlich auch Menschen angegriffen haben, ist heute kaum mehr feststellbar. Immer wieder wurde von Wölfen erzählt, die Menschen angegriffen und Kinder aus den Dörfern geraubt hätten. Aber als dann in den USA ein Journalist vor einigen Jahrzehnten eine Belohnung von 100 Dollar für den Beweis einer derartigen Geschichte ausgesetzt hatte, fand sich kein solcher Beweis. Die 100 Dollar plus der angefallenen Zinsen sind noch heute zu haben. Es ist sehr schwer, in Berichten aus jener Zeit, zwischen Wahrheit, Dichtung und Magie zu unterscheiden.

Märchen vom “großen, bösen Wolf” wie Rotkäppchen oder Der Wolf und die sieben Geißlein impften schon den kindern das Negativbild ein und tun es leider heute noch. die Kirche tat ihr übriges, verglich die wahren Gläubigen mit einer Herde Schafe, an deren Spitze Jesus als wohlwollender Schäfer steht. Die Ungläubigen und Sündigen im Dienste des Teufels waren die “bösen Wölfe”, die den Schafen “an´s Leder wollen...” und nur Jesus konnte die Schafe, also die wahren Gläubigen, vor den Wölfen retten...

Geschichten von Werwölfen keimten auf, wurden von ernsthaften Männern für bare Münze genommen. Im Mittelalter wurden nicht nur tausende von unschuldigen Frauen als angebliche Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Auch viele Männer wurden beschuldigt Werwölfe zu sein und starben in den Flammen der Inquisition. Wie bei den Hexen reichten hier auch schon kleinste Verdächtigungen und Hinweise, wie z. B. starke Körperbehaarung, um als Werwolf im Namen der Kirche hingerichtet zu werden. Die Filmindustrie bot zudem nun völlig neue Möglichkeiten. Die alten Werwolfgeschichten wurden verfilmt (und werden es bis heute), steigern Angst und Hass dem Wolf gegenüber nochmals.

Wie gefährlich sind wir?

Unzählige Geschichten und Märchen von euch Menschen berichten davon, wie gefährlich wir Wölfe sind. In Frankreich sind angeblich junge Frauen unser Opfer. In Russland hetzen wir die Pferdekutsche, der Troika, nach. In Nordamerika greifen wir den Helden am Lagerfeuer an. In England verfolgen wir den Postboten über das Moor, der sich wacker mit den Schwert verteidigt, bis es in der Scheide festfriert und die wir über ihn herfallen können. In Deutschland verschlingen wir Wölfe sechs Geißlein, eine Großmutter und Rotkäppchen, die dann aber doch noch gerettet werden können.

Die meisten der alten Berichte über menschenfressende Wölfe sind übertrieben oder sogar erfunden. Aber nicht alle. In Schweden hat man unzählige Kirchenbücher durchgelesen, um Belege für Wolfsüberfälle zu finden. Und tatsächlich - in einigen Fällen ist man fündig geworden. Das ist zwar alles schon mehr als 300 Jahre her, aber immerhin sind es Hinweise auf Wolfsüberfälle, wie sie auch anderswo geschehen sein konnten.

Allerdings herrschen heute ganz andere Bedingungen - zumindest bei uns in Europa. Hier leben inzwischen so viele Menschen, die uns allein durch ihre Waffen überlegen sind, dass wohl niemand von uns auch nur auf die Idee käme, den Menschen auf unseren “Speisezettel” aufzunehmen.

Warum hassten manche Menschen Wölfe?

Man kennt den Bären Winnie Puh, das Pferd Fury, den Hund Lassie oder die Biene Maja? Sie sind ungleich gefährlicher als wir Wölfe, doch sie werden geliebt und geachtet, gerade Kindern vor dem einschlafen vorgelesen, aber wenn der Wolf darin eine Rolle spielt, ist er immer der Bösewicht (Rotkäppchen).

Aber warum?

Wir Wölfe leben im dunklen Wald. Und davon habt ihr Menschen Angst, genauso wie vor dem Krokodil im trüben Wasser oder dem Hai im tiefen Meer. Vor nichts fürchtet ihr euch so sehr wie davor, hilflos zur Beute zu werden, statt selbst der Räuber zu sein.

Sicher ist aber auch, dass wir deshalb so gehasst wurden, weil wir einst vielleicht auch sehr gefährlich waren: Nicht als Räuber, der Menschen auffrisst, sondern als großer Feind der Haustiere. Wenn eine Bauernfamilie ihre einzige Kuh oder paar Schafe oder Ziegen durch den Wolf verlor, musste sie hungern. Darum galt der Wolf einst als böse und musste bekämpft werden. Fast wurden wir Wölfe sogar ausgerottet. Doch das schafften ihr zweibeinigen Jäger (zum Glück) nicht!

Das wir heute noch verfolgt werden, dafür gibt es keinen Grund. Wenn ihr von den armen Bauern in Afrika verlangt, dass sie Elefanten und Löwen auf ihre Felder und Weiden lassen und von den Indianern, dass sie den Tiger in der Nähe ihrer Dörfer dulden, so müsste es doch euch Europäern, die ihr viel reicher seid, gelingen, mit uns sehr viel weniger gefährlichen Wolf auszukommen.

Der Wolf als Symbol

Die Haltung des Menschen gegenüber dem Wolf als sowohl verehrtes als auch gefürchtetes Wesen schlug sich auch in den zahlreichen Sagen, Märchen, Tierfabeln und anderen literarischen Werken nieder, wo er als Fenriswolf, Werwolf oder Wolfskind in Erscheinung tritt. In zahlreichen Kulturen, darunter bei dem Indianerstamm der Tlinkit, bei den Irokesen, bei den Turkmenen und bei den Mongolen wird er als Totem gesehen. Usbeken und Hunnen leiteten sogar jeweils die Herkunft ihres Volkes vom Wolf ab; die Wölfin galt als Urmutter der alten Türken.

In der Mythologie der Römer werden Romulus und Remus von einer Wölfin gesäugt, ähnliches wird von den slowakischen Recken Waligor und Wyrwidub berichtet. Auch der Gründer des altpersischen Reiches, Kyros, soll von Wölfen aufgezogen worden sein.

In der germanischen Mythologie werden dem Siegesgott Odin zwei Wölfe und zwei Raben beigelegt, die als streitlustige und tapfere Tiere den Kampf verfolgen und sich auf die gefallenen Leichen stürzen. Lokis Sohn, der Fenriswolf, verschlang zu Beginn der Götterdämmerung den Mond. Der Wolf Ysengrin des Mythos besitzt viele Wesensmerkmale des verschlagenen Fuchses. Bastardsöhne des mythischen Wolfs leben in der bürgerlichen Gesellschaft, behalten aber ihre Wolfsgewohnheiten bei.

Literarisch tritt der Wolf in vielen Tierfabeln wie denen des griechischen Dichters Äsop und in Märchen, wie Rotkäppchen der Gebrüder Grimm, auf. Bekannte moderne Wolfsliteratur stammt von Rudyard Kipling (Die Dschungelbücher) oder Jack London (Ruf der Wildnis, White Fang). In Hermann Hesses Werk Der Steppenwolf tritt er symbolisch als einzelgängerischer Mensch auf.

Es gibt von Wölfen so ziemlich alles zu kaufen. Wolfsbilder, Briefpapier, Karten, Caps, Figuren, Grußkarten, Kalender, Kunsthandwerkszeug, Poster, Postkarten, Spiele, Puzzle, Tassen, Traumfänger, Aufkleber, Aufhänger, Aufnäher, Magnete, Türschilder, Taschen, Geldbörsen, Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Stempel, Gürtelschnallen, Bücher, Decken, Kissen, Fußmatten, Stofftiere, Wolfsklamotten, Mandela, Schmuck usw. Jeder hat bestimmt schon das eine oder andere gesehen oder sogar selber Zuhause.

Auch in der Bibel wird von Wölfen berichtet: der Wolf im Schafspelz; der schwarze Wolf unter den Schafen; unter Wölfen gehen usw.

www.Wölfe.info Martina Garz© 2011