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Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Wolf in Deutschland so gut wie ausgerottet. Zwar kehrten hin und wieder einzelne Tiere insbesondere aus Polen nach Deutschland zurück, doch wurden diese in der Regel sofort gejagt und getötet.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Grenzen zum kommunistischen Ostblock und zur DDR fast hermetisch abgeschlossen. Auch die Grenzen zwischen der DDR und Polen waren nun nicht nur für Menschen, sondern auch für andere Lebewesen fast unpassierbar. Ob Mensch oder Wolf, ein Durchkommen war kaum möglich. Jahrtausende alte Wanderwege der Wölfe wurden abgeschnitten.

Noch in den 50er Jahren gab es in Deutschland eine Abschussprämie für Wölfe. Einzelne Tiere, die den gefährlichen "Durchbruch" durch die Grenzen schafften, fielen schnell den Jägern zum Opfer: Mindestens 9 Wölfe wurden in der Zeit von 1948 bis 1961 in Norddeutschland erschossen.

Als es in den 80er Jahren durch Michail Gorbatschows Politik der "Glasnost" und "Perestroika" in der UdSSR und dem gesamten Ostblock zu gewaltigen Veränderungen und Umbrüchen auf der politischen Karte der Welt kam, schlug auch für Canis lupus noch relativ unbemerkt die Stunde für neue Chancen und Veränderungen. Erst langsam, denn immer rasanter öffneten sich die Grenzen, die über ein halbes Jahrhundert die beiden politischen Systeme trennten: Die Menschen fanden wieder zusammen und auch die alten Wanderwege der Wölfe von Polen aus über die Oder nach Deutschland waren wieder offen!

Doch in den 70er und 80er Jahren änderte sich glücklicherweise auch langsam die Sicht des Wolfes in der Bevölkerung. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten ein wahrheitsgetreues Bild des Wolfes und Umweltschutzgruppen weckten immer mehr die Sensibilität für eine intakte, natürliche Umwelt in den Menschen: Vielleicht sind die Chancen für den Wolf in Deutschland gerade heute die besten seit 500 Jahren.

Der Lebensraum für "Meister Isegrim" wäre da: Nach Berechnungen der Wildbiologen der "Wildbiologischen Gesellschaft München" ergab sich, dass in den ausgedehnten und enorm wildreichen Wäldern der Schorfheide und der Märkischen Schweiz nordöstlich bzw. östlich von Berlin "Platz" für mindestens 100 bis 200 Wölfe wäre. Es wäre sogar eine sechs- bis achtmal höhere Dichte an Beutetieren als im klassischen Wolfsgebiet des Yukons im Norden Kanadas vorhanden. Jährlich schießen die Jäger allein in Brandenburg Rehe, Hirsche und Wildschweine in einer solchen Menge, dass das Fleisch 2000 Wölfe das ganze Jahr über ernähren könnte.

Die ersten Wölfe kehrten auf ihren alten Wanderwegen über die Oder nach Deutschland zurück. 1997 wurde der Bestand in Deutschland auf 2 Rudel oder etwa 10 Wölfe geschätzt. Im Winter 1997-1998 überwinterte ein Rudel sogar in Sachsen. Ob das Rudel bei uns heimisch wird oder wieder nach Polen zurückgekehrt ist, ist noch nicht geklärt. Auch in Frankreich sind inzwischen wieder Wölfe heimisch geworden, die 1992 aus Italien in den Mercantour Nationalpark einwanderten.

Seit 1989 ist der Wolf durch die Berner Convention ganzjährig unter Schutz gestellt, und um auf die Rückkehr des Wolfes genügend vorbereitet zu sein, wurde 1997 von der Wildbiologischen Gemeinschaft München in Zusammenarbeit mit Jägern und dem Hirtenverband der erste "Wolf Management Plan" für Brandenburg ausgearbeitet. Er deckt ein Gebiet von 30.000 km² entlang der Polnisch-Deutschen Grenze ab.

Hauptaufgabe ist die Regulierung und Vorbeugung von Viehschäden über ein Ausgleichszahlungssystem. Aber auch die Öffentlichkeitsarbeit und Wolfmanagements-Schulung.

Bei richtigem und umsichtigen Management und einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit stehen die Chancen gut, das der Wolf wieder fest in Deutschland heimisch wird und wieder bald in unseren letzten großen Waldgebieten ungefährdet heulen kann.

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